Turnier #1 - #7, 2008,
Inkjetprints,
100 x 150 cm, 24 x 30 cm und 30 x 40 cm







































































Die 7-teilige Arbeit „Turnier“ (2008) zeigt Momentaufnahmen eines Spiels zwischen zwei Frauenfußballmannschaften, die auf einem schwarz-weiß-Film festgehalten worden sind. Entstanden sind im Hoch- und Querformat angelegte Ganzkörper-Porträts von Fußballspielerinnen, die sich zwischen den Spielfeldmarkierungen befinden. Die grob-
körnigen Aufnahmen zeigen keine typischen Motive der Sportfotografie, die sich oft zwischen dynamischen Alleingängen und spektakulären Zweikämpfen bewegen. In den Vordergrund rückt stattdessen ein scheinbar passiver Moment der Fußballspielerinnen, der ein Paradox darstellt, da sie sich eigentlich mitten im Spiel befinden und das Ge-
schehen beobachten müssen, um im richtigen Moment reagieren zu können. Dennoch wirken die Fußballerinnen durch die sie umgebende Leere des Hallenfußbodens isoliert von der Mannschaft und aus dem Kontext des Spiels herausgerissen. Gegenübergestellt ist dieser sechsteiligen Serie ein großformatiges Einzelmotiv: Zu sehen ist eine im Halb-
kreis stehende Gruppe von Fußballerinnen. Durch typische Siegerposen drücken sie ihren kollektiven Freudentaumel aus. Die Reaktionen des Publikums sind nicht ein-
deutig ablesbar, denn über der gesamten Szenerie liegt scheinbar eine Art diffuser Licht-
nebel. Bedingt ist diese Wirkung durch einen fototechnischen Fehler der Überstrahlung.


Beide Elemente der Fotoarbeit verdeutlichen, inwiefern mit Hilfe des Mediums Foto-
grafie geschlechtsspezifische Stereotypen verbreitet und wie mit einfachen Mitteln der Bildgestaltung und einer Verschiebung der Fokussierung unsere Erwartungen bezogen auf die Sportfotografie nicht erfüllt werden. Diese Leerstelle führt zu einer Reihe von Fragen, die sich über den Bildgegenstand für den Betrachter ergeben können: Inwieweit sind Bild-Konventionen im Bereich der Sportfotografie immer noch geschlechtsspezi-
fisch und stereotyp geprägt? Wer fotografiert wen und auf welche Art und Weise? Welche Bilder gelangen in die Medien und welche Bilder werden aufgrund des Nicht-
einhaltens von existierenden gesellschaftlichen Konventionen verworfen? Welche
Rolle spielt der Gender-Aspekt beim Betrachten von Sportlerinnen in den Medien?


Die Fotoarbeit „Turnier“ erhebt nicht den Anspruch diese Fragen zu beantworten, son-
dern verweist vielmehr auf die Problematik der kulturellen und sozialen Konstruktion des Geschlechts konstituiert durch seine bildliche Darstellung. Genau an dieser Stelle haken sich Marion Denis Fotografien ein, bearbeiten Motive der geschlechtsspezifischen Repräsentation und reflektieren Fragestellungen des Mediums Fotografie.


Cynthia Krell